Gleich zwei ungewöhnliche und gleichzeitig ebenso lehrreiche wie
interessante Programmpunkte prägten in dieser Woche unseren Gärtnertreff, wie
angekündigt stellte uns Herr Bläse, Mitgärtner und Schirmherr des Beetes
"Ausblicke" der Strafentlassenenhilfe FT und der sozialtherapeutischen Anstalt
Lu, Hinter-und Beweggründe der Mitarbeit seiner Gruppe bei uns im Garten vor.
Wie bei vielem, lebt auch die Strafentlassenenhilfe vom Ehrenamt. Sie
versucht gezielte Hilfe zu leisten bei der Wiedereingliederung der Gefangenen in
die Gesellschaft, hilft bei Behördengängen, Wohnungs-und Arbeitssuche. Kurzum,
es wird angestrebt, die Strafentlassenen aufzufangen, ihnen Perspektiven
für eine positive Zukunftsgestaltung zu vermitteln, sie ein Stück zu begleiten
auf ihrem Weg, der sicher nicht immer leicht ist. Dadurch versucht man zu
verhindern dass diese Menschen abermals in die Kriminalität abrutschen.
Motto: Eine geglückte Wiedereingliederung ist der beste Opferschutz!
Es gibt mittlerweile auch einen kleinen Eigenbetrieb/Arbeitsprojekt: www.apfelbaum-ft.de/ Hier kann man die verschiedensten
Arbeiten im, am und um das Haus in Auftrag geben, auch ist es möglich günstig
Hausrat und Möbel zu kaufen. Eine tolle Sache für beide Seiten, finden
wir.
Die JVA Sozialtherapeutische Anstalt bietet einzel-und
gruppentherapeutische Maßnahmen an, soziales Training, auch Entzug.
Aus anfänglichen Besuchen mit einem Gefangenen entwickelte sich dann die
Idee zum Beet "Ausblick", einer Gefängniszelle nachempfunden und begrünt, mit
einem Fenster - "Ausblick". Die Gruppe vergrößerte sich, die teilnehmenden
Gefangenen sollten Teamfähigkeit, Interesse und Freude am
Gärtnern mitbringen.
Ziele sind eine positive Selbsteinschätzung, Sicherheit, Anerkennung und
Vertrauen, Vermitteln von Vorfreude auf das Leben "danach". Es entwickelt sich
gerade eine neue Gruppe, "Drinnen und Draußen" ein reger Austausch findet statt.
Das Projekt wird als gute Vorbereitung auf die Freiheit gesehen, nicht
zuletzt auch durch Kontakte zu uns Gärtnern.
Anschließend spazierten wir gemeinsam zur Eröffnung der Ausstellung
"Stolpersteine - was geht mich dieses Schicksal an?" ins Ernst-Bloch-Zentrum.
Vor der sehr interessanten Ausstellung hatten wir auch Gelegenheit an einer
Autorenlesung teilzunehmen, Marion Tauschwitz las aus "Selma Meerbaum – Ich
habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben"
Wir fanden das sehr berührend, es stimmte uns auch recht gut auf die
eigentliche Ausstellung ein, die vom Schicksal jüdischer Mitbürger während des
Dritten Reiches erzählt.