Freitag, 20. Februar 2015

Gartentreff mal anders...

Gleich zwei ungewöhnliche und gleichzeitig ebenso lehrreiche wie interessante Programmpunkte prägten in dieser Woche unseren Gärtnertreff, wie angekündigt stellte uns Herr Bläse, Mitgärtner und Schirmherr des Beetes "Ausblicke" der Strafentlassenenhilfe FT und der sozialtherapeutischen Anstalt Lu, Hinter-und Beweggründe der Mitarbeit seiner Gruppe bei uns im Garten vor.
Wie bei vielem, lebt auch die Strafentlassenenhilfe vom Ehrenamt. Sie versucht gezielte Hilfe zu leisten bei der Wiedereingliederung der Gefangenen in die Gesellschaft, hilft bei Behördengängen, Wohnungs-und Arbeitssuche. Kurzum, es wird angestrebt, die Strafentlassenen aufzufangen, ihnen Perspektiven für eine positive Zukunftsgestaltung zu vermitteln, sie ein Stück zu begleiten auf ihrem Weg, der sicher nicht immer leicht ist. Dadurch versucht man zu verhindern dass diese Menschen abermals in die Kriminalität abrutschen.
Motto: Eine geglückte Wiedereingliederung ist der beste Opferschutz!
Es gibt mittlerweile auch einen kleinen Eigenbetrieb/Arbeitsprojekt: www.apfelbaum-ft.de/  Hier kann man die verschiedensten Arbeiten im, am und um das Haus in Auftrag geben, auch ist es möglich günstig Hausrat und Möbel zu kaufen. Eine tolle Sache für beide Seiten, finden wir.
Die JVA Sozialtherapeutische Anstalt bietet einzel-und gruppentherapeutische Maßnahmen an, soziales Training, auch Entzug.
Aus anfänglichen Besuchen mit einem Gefangenen entwickelte sich dann die Idee zum Beet "Ausblick", einer Gefängniszelle nachempfunden und begrünt, mit einem Fenster - "Ausblick". Die Gruppe vergrößerte sich, die teilnehmenden Gefangenen sollten Teamfähigkeit, Interesse und Freude am Gärtnern mitbringen.
Ziele sind eine positive Selbsteinschätzung, Sicherheit, Anerkennung und Vertrauen, Vermitteln von Vorfreude auf das Leben "danach". Es entwickelt sich gerade eine neue Gruppe, "Drinnen und Draußen" ein reger Austausch findet statt.
Das Projekt wird als gute Vorbereitung auf die Freiheit gesehen, nicht zuletzt auch durch Kontakte zu uns Gärtnern.
 
Anschließend   spazierten wir gemeinsam zur Eröffnung der Ausstellung "Stolpersteine - was geht mich dieses Schicksal an?" ins Ernst-Bloch-Zentrum.
Vor der sehr interessanten Ausstellung hatten wir auch Gelegenheit an einer Autorenlesung teilzunehmen,  Marion Tauschwitz las aus "Selma Meerbaum – Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben"
Wir fanden das sehr berührend, es stimmte uns auch recht gut auf die eigentliche Ausstellung ein, die vom Schicksal jüdischer Mitbürger während des Dritten Reiches erzählt.