Besuch der "essbaren Stadt" Andernach

Ein Projekt der Stadt Andernach, welches in gewisser Weise dem unseren ähnlich ist hat unser Interesse geweckt und so haben wir uns aufgemacht, diesem schönen Städtchen einen Besuch abzustatten.
Eine gute Gelegenheit für uns Museumsgärtner, neue Ideen zu sammeln für unsere Stadt ebenso wie für unseren gARTen.

Nachdem uns Frau Boomgardenuns begrüßt hatte, ging's auch schon los. Bereits nach wenigen Gehminuten fühlten wir uns wie in einer anderen Welt, wir hatten den alten Stadtmauerbereich, der mit allerlei Nutz-und Zierpflanzen begrünt war, erreicht. Hier war früher alles mehr oder weniger kahl, mit vielen Helfern haben wir hier unzählige Setzlinge in die Erde gebracht, erzählt uns Frau Boomgarden,und das Schönste ist,
es gibt im Gegensatz zu früher keinerlei Vandalismus mehr. Jedermann darf ernten, was reif ist, egal ob Salat, Bohnen oder Blumen.
Dies geschieht dann mit äußerster Vorsicht, kaum einmal wird eine Pflanze beschädigt.
Sogenannte "Angstecken", das sind diese dunklen, versteckten und zumeist zunehmend auch verwahrlosten Bereiche, die es wohl leider in jeder Stadt gibt wurden in das Projekt einbezogen, heute strahlen hier Sommerblumen mit Zucchiniblüten um die Wette. An dieser Stelle denke ich zum ersten Mal, auch unserer Stadt würde es sicher guttun, ein grünes, Band quer durch triste Ecken der Innenstadt,
Menschen, die Verantwortung dafür übernehmen und die Früchte ihrer Bemühungen auch ernten können und dürfen! Urban-gardening eben...
Auch an der Rheinpromenade sieht es ganz anders aus als man erwartet, man findet hier essbaren Grünkohl neben heimischen Pflanzen wie Geranium, Katzenminze und Taglilien, das lockt viele Insekten an denen man hier gerne eine Heimat bietet.
Mittlerweile sind über 10.000 Quadratmeter der städtischen Grünflächen ökologisch sinnvoll bepflanzt und das Projekt wächst, wird quasi zum Selbstläufer. Bürger säen, ernten und pflegen gemeinsam. Sozialkontakte entstehen neu und vertiefen sich beim gemeinsamen Wühlen in der Erde.
"Wir wollen, dass sich die Menschen einmal quer durch die Stadt naschen können ",so die Stimmen aus der Stadtspitze Andernachs.
Anfangs war da durchaus Skepsis. Schnittlauch statt Stiefmütterchen? Rosenkohl statt Rosenblüten? Werden das die Steuerzahler akzeptieren, wenn ihr Geld nicht mehr für hübsche Blumenrabatten, sondern für Blumenkohl ausgegeben wird? Inzwischen sind die Bedenken ausgeräumt.
"Auch euer Projekt wird wachsen!", ist sich Frau Boomgarden ganz sicher und wird aus den Reihen der MuseumsgÄRTner in trockenem,
aber durchaus ernst gemeinten Ton gebeten, diesen ihren schönen Vortrag doch nochmal vor unserer Stadtspitze zu halten...